Berlin, 14. Oktober 2016: Jährlich veröffentlichen die deutschen Übertragungsnetzbetreiber die EEG-Umlage für das folgende Kalenderjahr. Energy Brainpool hat nunmehr zum sechsten Mal an der Berechnung mitgewirkt und wie im vergangenen Jahr die Marktwertfaktoren der EEG-Stromeinspeisung aus Wind und Photovoltaik für 2017 bis 2021 prognostiziert.
Als Teil der jährlichen Prognose der Umlage nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) durch die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber wurde Energy Brainpool mit der Prognose der Marktwertfaktoren für Photovoltaik, Windenergie an Land und auf See für das Jahr 2017 und die folgenden Jahre bis 2021 beauftragt.
Der Marktwertfaktor stellt dar, welchen Wert der Strom aus erneuerbaren Energien durchschnittlich am Spotmarkt für Strom erzielt. Ein Marktwertfaktor größer als 1 bedeutet, dass im Mittel überdurchschnittliche Erlöse bei der Vermarktung des Stroms erzielt werden. Der historische Marktwertfaktor stellt die Grundlage der Prognose der Marktwertfaktoren für die Jahre 2017 bis 2021 dar und berechnet sich aus den durchschnittlichen Erlösen der EEG-Einspeisung in der EPEX-Spotauktion und den mittleren EPEX-Spotauktionspreisen jeweils für einen Betrachtungszeitraum.
Die Berechnung des Marktwertes der Stromerzeugung aus regenerativen Kraftwerken basiert auf stundenscharfen Strompreisszenarien des eigenen fundamentalen Energiemarktmodells Power2Sim. Die Prognose der Marktwertfaktoren erfolgte für drei Szenarien mit unterschiedlichen Annahmen zur Entwicklung des Bestands EEG-geförderter Anlagen und der installierten Leistung sowie zu den zu erwartenden Vollbenutzungsstunden:
- Unteres Szenario: minimaler Zubau sowie Ausnutzungsgrad am unteren Ende der wahrscheinlichen Bandbreite
- Trend-Szenario: Zubau mit der höchsten erwarteten Eintrittswahrscheinlichkeit, Ausnutzungsgrad im Mittel der vergangenen Jahre
- Oberes Szenario: maximaler Zubau sowie Ausnutzungsgrad am oberen Ende der wahrscheinlichen Bandbreite
Für die Berechnung der Marktwertfaktoren wurden im ersten Schritt die Strompreise auf Basis der jeweiligen Erzeugungs- und Nachfrageszenarien stundenscharf berechnet (Tabelle 1). Bis zum Jahr 2020 sinken die Strompreise, was maßgeblich durch den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie durch stagnierende Brennstoffpreise beding ist. Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke steigen die Preise ab 2021 wieder an.
Tabelle 1: Ergebnisse Strompreisszenario Deutschland
Die Prognose der Marktwertfaktoren der erneuerbaren Energien (Abb. 1) zeigt, dass die Marktwertigkeit des Stroms aus Wind- und Photovoltaikanlagen im Mittel bis 2020 weiter fällt. Im Jahr 2020 bis 2021 wird eine Aufwärtsbewegung verzeichnet, die auf die unterjährige Reduzierung der Kernkraftwerkskapazitäten im Jahr 2021 zurückzuführen ist.
Abbildung 1: Prognostizierte Marktwertfaktoren 2017 bis 2021
Die monatliche Betrachtung der Marktwerte für das Jahr 2017 (Abb. 2) zeigt für Wind an Land und Solarenergie einen saisonbedingten Trend während die Erzeugungsmengen von Wind auf See stark von den Verfügbarkeiten der einzelnen Windparks abhängt und eine stabile Entwicklung über den Verlauf des Jahres 2017 zeigt.
Abbildung 2: Prognostizierte Marktwertfaktoren für 2017
„Langfristig betrachtet, sehen wir für alle drei Energiearten einen ähnlichen Trend: Die Marktwerte nehmen durch den stetigen Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin ab“, sagt Projektleiter Thorsten Lenck. „Erst mit der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke im Jahr 2021 geht die Grundlasterzeugung am Markt zurück, was zu höheren Großhandelspreisen für Strom und somit auch zu höheren Erlösen für die erzeugten Mengen aus EEG-geförderten Anlagen führt.“, so Lenck weiter.
Unter Verwendung der von Energy Brainpool prognostizierten Marktwertfaktoren ermittelten die Übertragungsnetzbetreiber die EEG-Umlage. Die EEG-Umlage für den nicht privilegierten Letztverbrauchs im Jahr 2017 beträgt 6,880 Cent/kWh und damit rund 0,53 Cent mehr als für das Jahr 2016.
Der Anstieg der EEG-Umlage ist zu einem wesentlichen Anteil auf die sinkenden Strompreise an den Großhandelsmärkten zurückzuführen. Beim Verbraucherpreis wirkt dieser Preiseffekt dem Anstieg der EEG-Umlage entgegen, sofern die Lieferanten die niedrigeren Großhandelspreise an die Verbraucher weitergeben.