Am Sonntag, den 8. Mai 2016, sank der Spotpreis für Deutschland/Österreich mit 130,09 EUR/MWh auf ein Rekordtief innerhalb der letzten dreieinhalb Jahre. Circa dreiviertel der prognostizierten Windenergieanlagen verkauften trotz der stark negativen Preise am Markt Strom und vergaben damit eine Kostenersparnis von knapp 800.000 Euro in nur einer Stunde.
Sonntag der 8. Mai 2016 verzeichnete eine sehr hohe Stromproduktion durch PV- und Windanlagen. Die Prognosewerte vom Vortag lagen für PV bei einem Hoch von fast 29 GW in Stunde 14 und für Wind bei mehr als 22 GW in den Stunden 15 und 16. Durch die gleichzeitige starke Einspeisung von Wind- und PV-Anlagen fielen die Preise in der Day-Ahead-Auktion der EPEX Spot stark ins Negative ab. Der Phelix Day Baseload1 notierte mit -12,89 EUR/MWh den niedrigsten Stand seit dem 26. Dezember 2012. Der Strompreis verzeichnete zwischen 10 und 18 Uhr acht aufeinanderfolgende, negative Preisstunden (Abbildung 1). Mit -130,09 EUR/MWh wurde in Stunde 15 der niedrigste Preis am Day-Ahead-Markt seit Weihnachten 2012 erzielt.
Abbildung 1: Strompreise EPEX Day-Ahead und EE-Vorhersage Day-Ahead (Daten: EPEX Spot, Meteo Group)
Aktuell befinden sich mehr als 95 Prozent aller Windenergieanlagen an Land im Marktprämienmodell und werden entsprechend des geltenden EEGs vergütet. Die Marktprämie ergibt sich dabei aus der Differenz der finanziellen Förderung der Anlage und dem Marktwert (Abb. 2). Sie soll Anreize geben, die Windenergieeinspeisung bei stark negativen Preisen zu reduzieren. Im April 2016 betrug der Marktwert für Wind an Land 23,25 EUR/MWh2 und auch in der Vergangenheit lag dieser nicht unter 20 EUR/MWh. Legt man einen mittleren Vergütungswert der finanziellen Förderung von 97 EUR/MWh für Windenergieanlagen an Land an, so ergibt sich eine Marktprämie von rund 74 EUR/MWh.
Abbildung 2: Berechnung der Marktprämie nach EEG 2014
Durch die Gebotskurven (Abb. 3) des EPEX-Spotmarkts wird ersichtlich, dass zu den Zeiten der negativen Strompreise am 8. Mai nur ca. ein Viertel der Windanlagenbetreiber bzw. Direktvermarkter der Windenergieanlagen Gebote im Bereich der negativen Marktprämie abgegeben und damit die Anlagen abgeschaltet haben. Dies heißt im Umkehrschluss, dass ca. 15 GW an Windenergie deutlich unterhalb der negativen Marktprämie angeboten wurden.
Abbildung 3: Gebotskurve am 8. Mai 2016, Stunde 15 am EPEX-Spotmarkt
Betrachtet man die Differenz des zu zahlenden Strompreises und der erhaltenen Marktprämie, hätten allein in der Stunde 15 die Windanlagenbetreiber und Direktvermarkter mit der Abschaltung der ca. 15 GW eingespeister Leistung insgesamt mehr als 800.000 EUR einsparen können.
„Der starke Abfall der Strompreise ist sicher auch mit dem Sonntag und dem vorangegangenen Brückentag zu erklären“, sagte Dr. Johannes Henkel, Senior Manager bei Energy Brainpool. „Unsere Spotpreisprognose zeigte schon am Freitag mehrere aufeinander folgende Stunden mit negativen Preisen für den Sonntag. Eine Maßnahme, die damit aufgetretenen Kosten schon im Vorhinein zu vermeiden, wäre, die Gebotsstrukturen für solche Zeiträume an die Grenzkosten der Anlagen anzupassen. Aus unserer Sicht ist es überraschend, dass diese Möglichkeit noch nicht genutzt wird.“
1 Phelix Day Baseload: Tagesdurchschnittspreis für Deutschland/Österreich am Day-Ahead-Markt der EPEX SPOT
2 Siehe www.netztransparenz.de/de/Marktwerte.htm