Berlin, 15. Oktober 2015: Jährlich am 15. Oktober veröffentlichen die deutschen Übertragungsnetz-betreiber die EEG-Umlage für das folgende Kalenderjahr. Energy Brainpool hat nunmehr zum fünften Mal an der Berechnung mitgewirkt und die Marktwertfaktoren der EEG-Stromeinspeisung aus Wind und Photovoltaik für 2016 bis 2020 prognostiziert.
Als Teil der jährlichen Prognose der Umlage nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) durch die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber wurde Energy Brainpool mit der Prognose der Marktwertfaktoren für Photovoltaik, Windenergie an Land und auf See für das Jahr 2016 und die folgenden Jahre bis 2020 beauftragt. Der Marktwertfaktor stellt dar, welchen Wert der Strom aus erneuerbaren Energien durchschnittlich am Spotmarkt für Strom erzielt. Ein Marktwertfaktor größer als 1 bedeutet, dass im Mittel überdurchschnittliche Erlöse bei der Vermarktung des Stroms erzielt werden.
Der historische Marktwertfaktor stellt die Grundlage der Prognose der Marktwertfaktoren für die Jahre 2016 bis 2020 dar und berechnet sich aus den durchschnittlichen Erlösen der EEG-Einspeisung in der EPEX-Spotauktion und den mittleren EPEX-Spotauktionspreisen jeweils für einen Betrachtungszeitraum.
Abbildung 1: Veranschaulichung der mathematischen Formel zur Berechnung des Marktwertfaktors
Die Berechnung des Marktwertes der Stromerzeugung aus regenerativen Kraftwerken basiert auf stundenscharfen Strompreisszenarien des eigenen fundamentalen Energiemarktmodells Power2Sim.
Mit Hilfe dieser Marktwertfaktoren werden im Zuge der Prognose der EEG-Umlage die Vermarktungserlöse der Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien sowie die Zahlungen an Anlagen in der geförderten Direktvermarktung nach § 34 EEG (Marktprämie) abgeschätzt.
Abbildung 2: Prognostizierte Marktwertfaktoren 2016 bis 2020 (Trend-Szenario)
Die Prognose der Marktwertfaktoren der erneuerbaren Energien (Abb. 2) zeigt, dass die Marktwertigkeit des Stroms aus Wind- und Photovoltaikanlagen bis 2020 weiter fällt.
Die sinkenden Marktwertfaktoren sind hauptsächlich auf den Zubau neuer Wind- und Photovoltaikanlagen und den sich damit verstärkenden Gleichzeitigkeitseffekt (Merit-Order-Effekt) zurückzuführen. Dabei zeigt der Vergleich der Marktwertfaktoren innerhalb eines Jahres deutliche Schwankungen. Vor allem die Stromerzeugung von Photovoltaikanlagen (Abb. 3) ist stark saisonal geprägt. In sonnenstarken Zeiten sinkt der Marktwert des Photovoltaikstroms, wohingegen im Winter höhere Marktwerte erzielt werden.
„Gerade in Zeiten hoher Einspeisung aus erneuerbaren Energien führt die zumeist historisch bedingte Inflexibilität im Stromsystem zu sinkenden Marktwerten von Wind- und Photovoltaikstrom“, sagt Projektleiter Thorsten Lenck. „Die Energiewende muss jetzt stärker bei der Flexibilität stattfinden.“ Dies erhöhe die Marktwertigkeit des EEG-Stroms und senke die EEG-Kosten.
Abbildung 3: Prognostizierte Marktwertfaktoren für 2016 (Trend-Szenario)
Unter Verwendung der von Energy Brainpool prognostizierten Marktwertfaktoren ermittelten die Übertragungsnetzbetreiber die EEG-Umlage. Die EEG-Umlage für den nicht privilegierten Letztverbrauchs beträgt im Jahr 2016 6,354 Cent/kWh und damit 0,18 Cent mehr als für das Jahr 2015.
Der Anstieg der EEG-Umlage ist unter anderem auf die sinkenden Strompreise an den Großhandelsmärkten zurückzuführen. Beim Verbraucherpreis wirkt dieser Preiseffekt dem Anstieg der EEG-Umlage entgegen, sofern die Lieferanten die niedrigeren Großhandelspreise an die Verbraucher weitergeben.